16. Oktober

Fürchte dich nicht, denn ich bin mir dir
und will dich segnen.
1. Mose 26,24

Wem Segen zugesprochen wird, der wächst und gedeiht. Sein und Tun, Haus und Hof – alles, was Gesegnete sind und machen, was zu ihnen gehört, was sie planen und hoffen. Segen ist wie eine Schutzhülle, in der sich Leben entfalten kann, wo Gewissheit wächst, gehalten und getragen zu sein, wo Mut geschöpft wird für das, was nachher kommt. Dieser Segen kommt von Gott, der sich damit in besonderer Weise einem Menschen, einer Situation, einem Volk, seiner Schöpfung zuwendet und sie vor Unheil und Unsicherheit bewahrt. Von Gesegneten strahlt dann diese geschenkte Kraft weiter zu anderen im Umfeld. Gottes Segen ist immer ein Geschenk. Im heutigen Zusammenhang ergeht er an Isaak, der sich im fremden Land niedergelassen hat und dessen Knechte Brunnen graben – erst der dritte bleibt unumstritten (Verse 12–22). Bevor er weiterzieht, erscheint ihm Gott und spricht ihm diesen umfassenden Segen zu. Dass er für Isaak unmittelbar gute Folgen hat, wird in den folgenden Versen berichtet: Isaak darf am neuen Ort bleiben und gedeihen! Genau dieser Gottessegen wird auch uns zugesprochen, immer wieder neu. Ich brauche ihn, und ich danke Gott dafür!
Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht zu dir und gebe dir Frieden! (4. Mose 24)

Von: Hans Strub

15. Oktober

Ihr sollt in Freuden ausziehen und im Frieden
geleitet werden.
Jesaja 55,12

You shall go out with joy … Weltweit wird dieses Lied nach dem Text des Propheten Jesaja mit der Melodie Stuart Dauermanns gesungen:
Mit Freuden ziehst du aus, und Frieden leitet dich,
Und es ziehn voran mit Jauchzen Berge und Hügel –
Freude jubelt laut, und es klatschen im Feld die Bäume
in die Hand.
Die Kapellentür öffnet sich. Singend und klatschend ziehen die Studentinnen und Studenten in den Garten des ökumenischen Instituts Château de Bossey mit seinem weiten Blick auf Genfersee, Alpenkette und die Bäume der Allee, die vom See heraufführt – für alle ein Moment der Lebensfreude und des Glücks, den sie nie vergessen werden. Für wie viele Studentinnen und Studenten ist Bossey zu einem Ort des Lebens und geteilter Hoffnung geworden! – So, wie für andere Boldern und seine Linde.
Wir brauchen diese Orte, an denen wir Gottes Geistkraft begegnen und neuen Mut fassen können, Orte, die uns im wahrsten Sinne des Wortes inspirieren, Orte des Friedens in Zeiten von Krieg und Verzweiflung.
Danke für alle, die sie bewahren und ihnen mit ihrer Freude und Kreativität immer wieder Leben einhauchen!

Von: Barbara und Martin Robra

14. Oktober

Du hast meine Seele vom Tode errettet, mein Auge
von den Tränen, meinen Fuss vom Gleiten.
Psalm 116,8

Ausgleiten und stürzen am Berg kann das Leben kosten. Alle, die sich auf schmale Klettersteige im Fels wagen, wissen das genau. Sie achten deshalb sorgfältig auf jeden Tritt und sichern sich wechselseitig mit einem Seil. Gott sei Dank, wenn der drohende Sturz von der Seilschaft aufgefangen wird!
Gefangen in Trauer, Depression oder Schmerz, kann nichts die Flut der Tränen trocknen. Wo alles zusammenbricht, bleibt keine Lebensfreude und oft auch keine Hoffnung. Doch Gott wird abwischen alle Tränen, verspricht Johannes von Patmos in seiner Offenbarung.
In der grössten Gefahr, in endloser Verzweiflung und tiefer Traurigkeit gilt glaubende Gewissheit: Gott rettet meine Seele vor dem Tod. Meine Seele, mein Leben, mein ganzes Ich wird nicht ausgelöscht und zunichtegemacht. Auch wenn die ganze Welt vergeht, lebt meine Seele in Ewigkeit. Die Macht des Todes ist gebrochen. Nichts kann uns trennen von der Liebe Gottes.
Darauf kannst du vertrauen! Amen, Amen, das ist wahr!

Von: Barbara und Martin Robra

13. Oktober

So spricht der HERR: Dein Schaden ist verzweifelt böse, und deine Wunden sind unheilbar. Doch ich will dich wieder gesund machen und deine Wunden heilen. Jeremia 30,12.17

Gerade dann, wenn wir uns so fühlen, wie es Gott in obiger Losung sagt, gerade dann sind wir angenommen, schrieb einst Paul Tillich. Ich weiss nicht mehr, wo die Aussage steht. Wichtig indes ist, dass sie mir im Gedächtnis geblieben ist. Darüber hinaus allerdings ist mir die Erfahrung geschenkt worden, dass die Losungszeilen stimmen und ich sie in schweren Zeiten als tragfähig erlebt habe.
Man kann nicht tiefer fallen als in Gottes Hand. Das ist der ultimative Trost, und er trägt einen durch manches hindurch, auch wenn wir dies im Moment nicht glauben können.
Da hat einer Schaden genommen und unheilbare Wunden. Ob sie selbstverschuldet oder von aussen zugefügt worden sind, geht aus der Losung nicht klar hervor. Indes erlebt der Beschädigte und Verwundete Schuld. Ja, auch wenn der Schaden von aussen kam, durch ein Trauma, eine Naturkatastrophe oder ein von Menschen oder vom Schicksal zugefügtes schlimmes Ereignis, ist es menschliche Eigenart, sich dafür schuldig zu fühlen. Und die Betroffenen sind fest überzeugt, dass der herbe Schlag nicht eingetreten wäre, wenn sie sich nur anders verhalten hätten. Oft dauert es lange, bis sich die tröstliche Gewissheit einstellt, dass man trotz allem aufgehoben und getragen ist.

Von: Kathrin Asper

12. Oktober

Seine Macht ist ewig und vergeht nicht,
und sein Reich hat kein Ende.
Daniel 7,14

Kürzlich beim Spazierengehen an dem Ort, wo ich meinen Lebensabend verbringe, überraschte mich das Gefühl der Dauer, des Ewigen. Ich fühlte mich geborgen, und das Gefühl versprach anzudauern. So muss es sein, dachte ich, um zufrieden und im Einklang leben zu dürfen.
An dieses Gefühl schloss sich die Erinnerung an die Kindheit an, das gleiche Gefühl hatte ich damals, fast achtzig Jahre zuvor! Der Unterschied allerdings ist: Damals wusste ich noch nicht, dass ein ganzes Leben vor mir lag, mit Änderungen, Verlusten und Hoffnungen, Neuanfängen wie plötzlichen Richtungsänderungen. Die Vorstellung dafür fehlte mir damals und ich war aufgehoben im Gefühl ewiger – allerdings illusorischer – Dauer.
Von Gott heisst es in der Losung, er sei ewig und sein Reich ohne Ende. Wie tröstlich ist das. Im Alter, wo einen aller Vorstellung nach nicht mehr vieles erwartet. Es ist beruhigend und tröstlich, an das Göttliche zu denken als ewig und über den eigenen Tod hinausgehend. Ja, den eigenen Tod in dieser Ewigkeit aufgenommen und getragen zu wissen.

Von: Kathrin Asper

11. Oktober

Jesus spricht: Ihr werdet meine Zeugen sein in
Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und
bis an das Ende der Erde.
Apostelgeschichte 1,8

Das Wort des Auferstandenen ist eine Zusage, die eine Zumutung enthält, die wir leicht überlesen. Jesus verspricht seinen Jüngerinnen und Jüngern zwar, dass sie den Heiligen Geist empfangen werden, aber er nennt Jerusalem als ersten Ort, wo sie ihren Glauben bezeugen sollen. Ausgerechnet! In Jerusalem wurde Jesus von den Römern verhaftet, verhört, gefoltert und gekreuzigt. Jerusalem ist der Ort der Schande für den Messias und auch der Ort der Schuld seiner Anhänger. Sie liessen ihn allein, flohen und verleugneten ihn. Und jetzt diese Anweisung. Es beginnt hier, von hier soll es weitergehen! Das war bestimmt nicht leicht. Jesus wanderte ins Zentrum der religiösen und politischen Macht hinein – eine Pilgerfahrt, die er mit seinem Leben bezahlte. Jetzt soll es wieder hinausgehen, bis ans Ende der Erde. Jerusalem steht für das Ende und den Neuanfang, für Kreuz und Auferstehung, für Schmerz und Freude, für Schuld und Vergebung, für Verzweiflung und Hoffnung der Jesusbewegung.
Bis heute heisst Zeuge für Jesus zu sein, den Gang durchs dunkle Tal mitzugehen, nicht zu fliehen, hierzubleiben und zu wachen – und dann die Kehrtwende im Nullpunkt zu erleben. Das ist bis heute kein leichter Gang. Ohne den Heiligen Geist schafft das niemand.

Von: Ralph Kunz

10. Oktober

Ich hatte dich gepflanzt als einen edlen Weinstock, ein ganz echtes Gewächs. Wie bist du mir denn geworden zu einem schlechten, wilden Weinstock? Jeremia 2,21

In unserem Garten steht ein Quittenbaum. Im Frühling blüht er jeweils wunderbar, und im Sommer sollten die Früchte reifen. Aber entweder bleiben die Quitten hart und grün oder sie faulen am Baum. Der Gärtner hatte uns einen edlen Quittenbaum versprochen, bekommen haben wir einen schlechten! Was machen? Ich habe im Familienrat dafür plädiert, den Baum zu fällen. Schliesslich hatte er sieben Jahre lang Zeit, uns seine Quitten für das beste Gelee der Welt zu liefern –
und blieb fruchtlos. Jetzt sind wir quitt. Andere Familienmitglieder sind gnädiger und geduldiger, fast hätte ich gesagt edler. Wir kaufen weiterhin das feine Quittengelee unserer Lieblingsmarke im Laden, und der Baum lebt weiter.
Im Jeremiawort geht es um einen Weinstock – ein Bild für das erwählte Volk. Die Erwählung hat nichts gefruchtet. Es gibt (brutale) Gerichtsansagen, die eine Verwüstung des Weinbergs androhen, Stimmen im göttlichen Rat, die für einen Abbruch der Beziehung plädieren. Aber es gibt Gott sei Dank auch eine Stimme, die gnädig, gütig und geduldig ist. Sie sagt: «Ich bin der Weinstock!» Und sie sagt auch: «Wenn jemand in mir bleibt und ich in ihm bleibe, trägt er reiche Frucht.» (Johannes 15,15) – Echt edel!

Von: Ralph Kunz

9. Oktober

Alle, die aus Glauben leben, werden zusammen mit dem glaubenden Abraham Segen empfangen. Galater 3,9

Im Rundschreiben an die Gemeinden in Galatien, das in der heutigen Türkei lag, schlägt Paulus rabiate Töne an. Gruppen von Fanatikern verlangten, dass gewisse Gesetze aus der jüdischen Tradition von Christen eingehalten werden, insbesondere die Beschneidung für Männer. Paulus argumentiert, dass da, wo Gottes Geist am Werk ist, Gesetze nicht mehr nötig sind.
Als Beispiel nennt er Abraham, der sein Vertrauen ganz auf Gott setzte und sich aufmachte in ein Land, von dem er keinen blassen Schimmer hatte. Hunderte von Jahren nach Abraham, so Paulus, kamen erst all die Regeln. Mit Jesus sind sie überflüssig geworden, ja geradezu gefährlich. Paulus braucht heftige Worte.
Jesus als Nachfahre Abrahams setzt das alte Vertrauen à la Abraham wieder in Kraft. Der schöne Satz heute soll uns versichern: Wir stehen als Glaubende in der alten, von Abraham begründeten Tradition des reinen Vertrauens und zehren, viele tausend Jahre später, noch vom selben Segen, der auch Abraham umhüllte. Die von Paulus formulierte Zusage soll uns Gelassenheit, Zuversicht und Freude einflössen.
Wer Unterstützung braucht, um in diesen Zustand zu kommen, reise nach Basel und betrachte im Münster die heitere, in den Stein eines Kapitells geschlagene Darstellung von «Abrahams Schoss». Da sind die Glaubenden sicher geborgen.

Von: Heiner Schubert

8. Oktober

Und als Jesus an die Stelle kam, sah er auf und sprach zu ihm: Zachäus, steig eilend herunter; denn ich muss heute in deinem Haus einkehren. Und er stieg eilend herunter und nahm ihn auf mit Freuden. Lukas 19,5–6

Und das Volk raunte! Da geht Jesus zu diesem sündigen und reichen Betrüger und will bei ihm einkehren. Ja, der Menschensohn will das Heil für die Verlorenen bringen, für die Kranken und Geplagten, für die, welche ihn am bittersten nötig haben, darum geht er auch bei diesem Zachäus vorbei. Zachäus öffnet sein Haus für Jesus und später auch sein Herz für den Menschensohn.
Wie war das bei Ihnen? Wann haben Sie Ihr Herz für Jesus geöffnet? Bekehrungsmoment klingt für mich so radikal, aber ich kenne viele Menschen, die sich einmal gesagt haben: «Von jetzt an will ich mehr von diesem Jesus wissen, ich will mit ihm zusammen mein Leben teilen.» Oder so ähnlich. Eben doch eine Art Bekehrungsmoment.
Bei mir war das nicht so ein Moment von drei Minuten, sondern eher eine längere Zeitspanne, in der ich immer tiefer und tiefer in Glaubens- und Religionsfragen «eingesunken» bin. Sinke ich noch tiefer? Ja! Und was ist am Grund zu finden? Ich weiss es noch nicht! Habe ich Angst vor diesem Sinken? Nein! Es macht mir Freude – auch wenn ich am Grund des Sees nie ankommen werde!

Von: Markus Bürki

7. Oktober

Bei Gott ist kein Ding unmöglich. Lukas 1,37

Schaue ich die Welt an und lese ich Zeitung oder höre ich Nachrichten, so bleibt mir oft der Atem stehen oder die Spucke weg. Wenn bei Gott kein Ding unmöglich sein soll, warum läuft es dann nicht so gut auf dieser Welt? Sündig sind ja immer die anderen und schuldig sowieso auch. Mein Kopf behält die Klarheit und die anderen sind verblendet. «Gesunder Menschenverstand» lässt grüssen, wobei ich diesen nicht gepachtet habe … Auch ein Präsident von irgendwo meint immer, sein Verstand sei von Menschlichkeit durchzogen, das ist nun wirklich eine Ansichtssache.
Wir hätten aber doch Menschenrechte, die für alle gelten! Auch da leider oft eine Auslegungsfrage.
Und die Schweiz? Fürchterlich neutral und zu ruhig, steckt im eigenen Wohlstand fest. Was tun? Und wo hilft Gott?
Mein Argument: Wenn wir den roten Faden des Evangeliums erkennen und verstehen würden, hätten wir eine bessere Welt!
Ich weiss, die Auslegung des Evangeliums ist eben auch sehr breit. Was gilt also?
Waffen – Ja oder Nein?
Alle Menschen – Ja oder Nein?
Allen zu essen und zu trinken geben – Ja oder Nein?
Angriff oder Verteidigung – Ja oder Nein?
Ist der Mensch grundsätzlich gut oder schlecht – Ja oder Nein?
Was wäre mit Gott alles möglich?

Von: Markus Bürki