Wünschen wir uns das nicht manchmal, dass endlich mal jemand sagt, was überall und allgemeinverbindlich zu predigen – oder zu sagen – ist? Die katholische Kirche nennt es das Lehramt und das Kirchenrecht, die evangelischen nennen es die vorherrschende Lehre und das Kirchenrecht. Die Relevanz beider Ansätze für das tägliche Leben ist eher bescheiden. Ich fange mal anders an: Ich bin ein Glaubender, der als junger Mann für sich erkannt hat, dass das konsequente Leben und die Erzählungen von und über Jesus ein guter Kompass für mein weiteres Leben sind. Über die Jahre ist diese Überzeugung immer mal wieder schwer ins Wanken geraten, inklusive der Frage nach der Relevanz von Gott. Predigt in einem ganz anderen Sinne hat mir dann häufig wieder in die Spur verholfen; ich bin immer wieder Menschen in ganz unterschiedlichen Zusammenhängen begegnet, die manchmal ein ausserordentliches, aber meistens ein ganz normales Leben lebten und die ihr Leben nach der Liebe zu Menschen und der ganzen Schöpfung ausgerichtet haben. Das haben sie nicht gesagt, aber ich habe es gesehen und gespürt, in der Art und Weise, wie sie sprachen und lebten. Dann habe ich entdeckt, dass sie auch an Jesus Glaubende sind – und das war für mich gelebte Predigt, ganz ohne Schnörkel und ganz ohne Gebot.
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